Hinweise zur Handhabung von Chemikalien


Es ist wichtig, die spezifischen Gefahren der Stoffe die man verwendet genau zu kennen, nur so kann man sie sicher handhaben!

Lagerung von empfindlichen oder gefährlichen Stoffen

Grundsätzlich muss der Inhalt aller Gefäße eindeutig gekennzeichnet sein, man bringe die nötigen Gefahrenhinweise und -symbole an. Falls nicht schon von einem Hersteller oder Verkäufer angebracht, kann es nützlich sein, Hinweise zum Ursprung oder zur Qualität eines Stoffes anzubringen.

Giftige oder sehr giftige Stoffe (Symbol T oder T+) müssen laut Gesetz in einem abgeschlossenen Gefahrstoffschrank verwahrt werden. Auch andere gefährliche Stoffe sollte man dort aufbewahren. Es ist wichtig, dass größere Mengen an entzündlichen oder brandfördernden Stoffen nicht in der Nähe des Arbeitsplatzes gelagert werden. Man sollte aber beachten, dass Stoffe, die miteinander heftig miteinander reagieren, z.B. Säuren und Laugen, nicht nebeneinander gelagert werden.

Das richtige Gefäß

Grundsätzlich dürfen keine Gefäße verwendet werden, die zur Aufbewahrung von Lebensmitteln vorgesehen sind oder anderweitig zu gefährlichen Verwechslungen führen könnten!

Flüssigkeiten bewahre man in enghalsigen Gefäßen, vulgo Flaschen, auf. Es ist empfehlenswert gefährliche Flüssigkeiten in Kunststoffflaschen zu lagern, um Unfälle durch Zerbrechen der Flasche zu vermeiden. Der Kunststoff darf allerdings natürlich nicht durch den Stoff zerstört werden. Manche Stoffe, z.B. Aromaten oder Schwefelsäure dürfen nur mit bestimmten Kunststoffen in Berührung kommen, man informiere sich beim Erwerb eines Kunststoffgefäßes über seine Resistenz gegenüber verschiedenen Stoffgruppen. Laugen greifen Glas an, man bewahre sie daher in Kunststoffgefäßen aus laugenfestem Kunststoff (z.B. Polyethylen, PE) auf. Für Flüssigkeiten, die häufig, aber in sehr geringen Mengen benötigt werden, empfiehlt sich die Aufbewahrung in Pipettenflasche. Man beachte, dass manche Stoffe Gummihüte angreifen oder aufquellen.

Für Feststoffe sind weithalsige Gefäße geeignet. Kunststoff ist leichter als Glas und kann kaum zerbrechen, daher ist er generell vorzuziehen. Lichtempfindliche Stoffe müssen in undurchsichtigen Kunststoffgefäßen oder solchen aus Braunglas gelagert werden.

Die richtige Menge

Luft- oder wasserempfindliche Stoffe halte man am Arbeitsplatz in kleinen Portionen vorrätig. Öffnet man ein großes Gebinde immer wieder, so kann der Stoff irgendwann unbrauchbar werden, und man muß viel davon wegwerfen. Auch bei Gefahrstoffen, insbesondere flüssigen ist dies angebracht, den so kann die Schwere eines Unfalls durch Verschütten oder Zerbrechen des Gefäßes eingeschränkt werden. Das Gefäß ist grundsätzlich nicht übermaßig groß im Vergleich zur Stoffmenge, die darin aufbewahrt werden soll, zu wählen. Bei flüssigen Gefahrstoffen sollte man aber zumindest ein Zehntel des Flaschenvolumens frei lassen, um Verschütten beim ausgießen zu vermeiden. Entzündliche oder brandfördernde Stoffe dürfen grundsätzlich in der Nähe des Arbeitsplatzes bloß in geringen Mengen vorrätig gehalten werden.


Ein- und Umfüllen von Chemikalien

Grundsätzlich müssen alle hierzu verwendeten Hilfsmittel wie Trichter, Spatel, etc. sauber sein! Man reinige sie nach jeder Benutzung sofort. Spritzen und Pipetten spüle man gründlich aus, wurden sie für wasserunlösliche Stoffe verwendet, nehme man hierzu Spiritus oder Aceton, und spüle danach noch mit Wasser aus.

Beim Umfüllen von größeren Stoffmengen, im Falle von besonders gefährlichen Stoffen auch kleineren Mengen, lege man ein leicht zu reinigendes Tablett unter, um eine Kontamination der Arbeitsraumes zu vermeiden. Dies ist insbesondere nötig, wenn die Arbeitsfläche aus Holz oder ähnlich schwer zu reinigenden Materialien besteht.

Gießt man eine Flüssigkeit aus einer Flasche aus, halte man ein Papiertuch bereit, um Tropfen die an der Flasche herunterrinnen aufnehmen zu können. Man nehme die Flasche so in die Hand, dass hinunterrinnende oder tropfendene Flüssigkeit nicht auf die Hand gerät. Füllt man eine Flüssigkeit in Reagenzglas oder ein anderes enghalsiges Gefäß, spanne man dieses im Stativ ein, oder halte es mit einem Reagenzglashalter. Um kleinere Mengen gefährlicher Flüssigkeiten zu übertragen verwende man grundsätzlich eine (auch außen saubere!) Pipette oder Spritze. Man beachte, dass schwere Flüssigkeiten (insbesondere konzentrierte Säuren!) von selbst aus Pipetten heraustropfen können. Man verwende hierzu Pipetten mit besonders enger Öffnung oder Spritzen mit Edelstahlkanülen.

Zum Einschütten von Flüssigkeiten oder Feststoffen in enghalsige Gefäße behelfe man sich eines Trichters.

Kleine Feststoffmengen übertragt man mit einem Spatel, hierbei kann leicht etwas verloren gehen! Daher Halte man den Abstand zwischen dem Gefäß, aus dem man den Stoff entnimmt, und dem, in welches man ihn gibt, möglichst klein. Für größere Mengen sind Löffel geeignet.


Gesundheitsschutz

Bei der Verwendung von flüchtigen Stoffen sorge man grundsätzlich für gute Lüftung. Leicht- und Hochentzündliche Stoffe (Gefahrensymbol F bzw. F+) können explosionsfähige Atmosphären bilden, bei der Verwendung solcher Stoffe sollte man neben guter Belüftung, alle Zündquellen abstellen. Siehe auch Feuerschutz. Manche Stoffe (z.B. Quecksilber, Fluorwasserstoff) sind so giftig, dass sie nur unter einem gut ziehenden Abzug verwendet werden dürfen! Besser noch verzichte man auf den Einsatz solcher Verbindungen.

Bei der Handhabung von ätzenden oder heißen Stoffen, besser bei allen Arbeiten mit Chemikalien, trage man dringend eine Schutzbrille. Sie sollte nach allen Seiten Schutz bieten, eine gewöhnliche Brille reicht also nicht. Dies ist eine der wichtigsten
Sicherheitsvorkehrungen überhaupt, der Verlust eines Auges geschieht allzu schnell und unerwartet, kann aber sehr leicht vermieden werden!

Man trage im Labor stets Arbeitskleidung, Alltagskleidung bietet oft keinen guten Schutz und es ist sehr ärgerlich wenn sie beschädigt wird. Grundsätzlich sollte man Kunstfasern meiden, da diese leicht entzündlich sind und dann auch besonders schwere Verletzungen hervorrufen. Ein robuster Baumwollkittel ist schwer entflammbar und bietet guten Schutz, weil er viele gefärliche Stoffe aufsaugt, bevor sie die Haut erreichen. Im Falle einer gefährlichen Kontamination ist der Kittel natürlich rasch auszuziehen und zu reinigen.

Handschuhe sind mit vorsicht zu genießen, kein Handschuh bietet Schutz vor allen Stoffen. Insbesondere die billigen und leicht verfügbaren Latexhandschuhe sind nur sehr kurzzeitig effektiv und werden zumindest von den meisten Flüssigkeiten bald durchdrungen. Generell bietet natürlich eine dickwandigere Ausführung mehr Schutz, aber der Verlust an Gefühl und Präzision ist wiederum gefährdend. Man sollte sich nicht darauf verlassen, dass Handschuhe den Hautkontakt mit gefährlichen Stoffen verhindern, u.U. bemerkt man ihretwegen die Kontamination auch nicht!

Arbeitet man mit bloßen Händen, sollte man sich diese regelmäßig waschen. Bei der Berührung eines Gefahrstoffs am besten gleich. Da hierdurch, wie auch durch andere Einflüsse im Labor, die Haut stark angegriffen wird, ist die Verwendung einer Schutzsalbe, zweckmäßigerweise auf Siliconbasis, sehr zu empfehlen. Nach der Arbeit sollte man eventuell eine Pflegecreme auftragen.

Ich hoffe der gesunde Menschenverstand gebietet es jedem, aber man kann es ja mal erwähnen: Es wird nicht in Socken oder gar barfuss gearbeitet! Das verwendete Schuhwerk sollte undurchlässig sein und Standfestigkeit gewähren, ein hinlänglicher Schutz vor mechanischen Einwirkungen ist gewiss auch nützlich.

Bei Versuchen, bei denen sehr helles Licht oder UV-Strahlung entsteht, bzw. verwendet wird, sollte man zusätzlich zu einer gewöhnlichen Schutzbrille eine Sonnenbrille mit UV-Schutz tragen. Bei starker Strahlung (z.B. Verbrennung von Magnesium, Thermit-Reaktion) ist eine Schutzbrille zum Autogenschweißen ratsam, viele Modelle ersetzen zugleich die gewöhnliche Schutzbrille. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Schweißerbrillen sieht man mit diesen Brillen auch bei normaler Beleuchtung noch hinlänglich.

Medizinische Versorgung bei Unfällen

Grundsätzlich muss natürlich jede Maßnahme zur Vermeidung von Unfällen ergriffen werden. Besonders sei hier darauf verwiesen, Versuche in möglichst kleinem Maßstab durchzuführen, sowie den Einsatz weniger gefährlicherer Ersatzstoffe zu prüfen. Auch im Hinblick auf chronische Schäden empfiehlt es sich den Einsatz flüchtiger Gifte besonders einzuschränken, sowie stets für ausreichende Belüftung zu sorgen.

Bei Vergiftungen jedweder Art, auch bei größeren Schnitten oder Brandwunden sollte man sicherheitshalber auf jeden Fall einen Arzt konsultieren, beziehungsweise in akuten und schweren Fällen den Notarzt rufen. Bei Vergiftungen ist es hilfreich, dem Arzt genau mitteilen zu können, wodurch die Vergiftung ausgelöst wurde, evtl. Etikett o.ä. vorzeigen.

Für kleinere Schnitte halte man Pflaster bereit, für Brandwunden ebenso und zusätzlich Brandsalbe (Glaub mir, Du wirst sie brauchen!).

Bei Kontakt mit gefährlichen Stoffen, ist rasches Abwaschen mit Wasser meist (nicht immer!) ein guter Weg zur Schadensbegrenzung, bei Kontakt mit Säuren/Laugen können verdünnte Laugen/Säuren hilfreich sein. Organische Stoffe mit Lösemitteln abzuwaschen kann allgemein nicht empfohlen werden, da hierdurch die Aufnahme in den Körper sogar verstärkt werden kann.

Sollte trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Schädigung des Auges eintreten, so ist in den meisten Fällen längeres Auswaschen des Auges geboten (mindestens 5 min.), auf jeden Fall sofort Hilfe holen.